… wie die Zeit vergeht …

Es gibt Tage, die sind etwas ganz besonderes. Der erste Juli 2003 zum Beispiel, an dem der Mietvertrag für meine erste eigene Praxis begann. Was für ein Abenteuer! Noch dazu war die Praxis in meinem Viertel, in Frankfurt-Sachsenhausen, bei der Cranio-Sacral Therapeutin Pia Kruse. Ein schöner und ruhiger Raum, nach hinten zum Hof gelegen, in einer lebendigen Praxisgemeinschaft. Das Zimmer war schnell bezogen, mein Mann brachte die Lampen an und half mir bei den Möbeln.

Es konnte losgehen, endlich.

Doch dann kam alles anders. Mein Mann bekam einen schweren Schlaganfall und unser Leben war im Handumdrehen auf den Kopf gestellt. Statt der Patienten in meiner Praxis stand nun die häusliche Pflege mit all ihren Problemen und Härten im Vordergrund. Unsere Wohnung war über Nacht zum Krankenzimmer geworden. Und ich, ich war nun diejenige, die „den Hut aufhatte“. Die alle Entscheidungen für die Tochter und den kranken Ehemann treffen musste, jeden Tag, von klein bis groß. Die, die „den Laden am Laufen hielt“.

In dieser Zeit habe ich immer wieder mit dem Gedanken gespielt, die Praxis aufzugeben. Weil es an manchen Tagen einfach zu viel war. Und doch habe ich mich immer wieder für die Praxis entschieden und darüber bin ich unendlich froh. Denn die Arbeit mit Patienten, die vielen miteinander verbundenen Themen, das ist mein Weg. Das kann ich jetzt, nach zwanzig Jahren, ganz klar sehen.

Und mit all dem im Gepäck kann ich heute sagen, dass ich unglaublich viel gelernt habe, in den guten wie in den schlechten Zeiten. Durch meine ganz eigenen, persönlichen Erfahrungen und durch das, was ich mit meinen Patienten erlebt habe. Durch die Unterstützung, die ich durch meine Psychotherapeutin und meine Jahresgruppe bekommen habe. All das erlebe ich als ungemein reich. Und ich weiß, was es bedeutet, wenn ein Familienmitglied krank ist, gepflegt werden muss und alles auf den eigenen Schultern lastet.

Bis heute lerne ich mit jedem Patienten, mit jeder Patientin. Ihnen allen gegenüber verspüre ich große Dankbarkeit. Waren es zu Beginn der Praxisarbeit überwiegend Kinder, so sind es mittlerweile hauptsächlich chronisch Kranke und Menschen, die ihre Krankheit als Möglichkeit verstehen, etwas in ihrem Bewusstsein, in ihrem Leben zu verändern.

Nach Jahren der Lehrtätigkeit sind in diesen zwanzig Jahren auch Kurse für Therapeuten und Laien hinzugekommen. Neue Themen wie Aromatherapie und Energiearbeit haben die Schwerpunkte der ersten Jahre ergänzt. So freue mich über das, was ist, und das was kommt.

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